Volunteer Experience Design®

POSITIVES ERLEBEN FREIWILLIGEN ENGAGEMENTS

Hiermit möchte ich einen Einblick in meine Masterarbeit geben, in der es um Volunteer Experience geht. Diese Begrifflichkeit findet Anlehnung an das Employee Experience, welches sich nach Definition der Personio GmbH (Renner H., 2021) auf die Summe aller Erfahrungen und allen Erlebens von Angestellten (engl. employees) in ihrer beruflichen Tätigkeit bezieht. Mit dieser empirischen Forschungsarbeit widme ich mich der Summe aller Erfahrungen und allen Erlebens von Freiwilligen. Deshalb findet das Wort „Freiwillige“ (engl. volunteers) Einzug in dem Titel dieser Arbeit.

Folgend die Einleitung der Arbeit, über die Bedeutung freiwilligen Engagements. Wer Interesse an der ganzen Arbeit hat, kann sich gerne an mich wenden. 

Bedeutungsvoll auf persönlicher Ebene

„Ehrenämter schenken das Gefühl, etwas Sinnvolles und Bedeutungsvolles für andere zu tun. Sinn entsteht aus dem Einsatz für das gelingende Leben, für das Gute, das um seiner selbst willen wichtig ist“, so Baier et al. in ihrer Broschüre „Wenn Helfen nicht mehr gut tut …“ (2016, S. 8). Ergänzend dazu haben Ehrenamtliche durch ihr Engagement Anteil an Gemeinschaft und Gesellschaft. Auf diese Weise erleben sie sich als Teil von etwas Größerem. Denn „Freiwilliges Engagement ist eine Form der gesellschaftlichen Partizipation und ein bedeutsamer Faktor für die soziale Integration in die Gesellschaft“, so die Herausgeber der „Empirischen Studien zum bürgerschaftlichen Engagement“ (Simonson et al., 2022, S. 319), welche sich auf Alscher et al. (2021) und Roth (2020) stützen.

Aus eigener Erfahrung kann ich dies bestätigen. Sich zu engagieren ist sinnstiftend und ermöglicht Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Diese Bereicherung äußert sich in zwei Richtungen. Zum einen habe ich vor allem als Kind und Jugendliche von dem Engagement anderer profitiert, welche sich in den Gruppen eingebracht haben, die ich besucht habe. Andererseits habe ich durch mein eigenes freiwilliges Engagement Sinn und Freude erfahren. Rückblickend stelle ich fest, dass sich mein ehrenamtliches Engagement im Bezug auf meine persönliche und berufliche Entwicklung als äußerst hilfreich und gut erwiesen hat. Alle ehrenamtlichen Erfahrungen, sowohl die positiven als auch die negativen, haben für mich zum Guten beigetragen.

Bedeutungsvoll auf gesellschaftlicher Ebene

Im Folgenden beziehe ich mich auf die „Empirischen Studien zum bürgerschaftlichen Engagement“ (Simonson et al., 2022), den Bericht zum „Fünften Deutschen Freiwilligensurvey (FWS 2019)“. Dies ist als das Standardwerk für die empirische Erfassung im ehrenamtlichen Kontext zu verstehen. Deshalb werden in diesem Kapitel ausschließlich Bezüge zu diesen Studien hergestellt.

Laut dieser Studien engagierten sich im Jahr 2019 insgesamt 39,7 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren durch eine freiwillige Tätigkeit, was rund 28,8 Millionen Menschen entspricht (ebd., S. 53). Die meisten der Freiwilligen bringen sich im Bereich „Sport und Bewegung“ ein, was 13,5 Prozent der im FWS 2019 Befragten entspricht (Simonson et al., 2021, S. 22). Darauf folgen die Bereiche „Kultur und Musik“ mit 8,6 Prozent, der „Soziale Bereich“ mit 8,3 Prozent und „Schule und Kindergarten“ mit 8,2 Prozent (ebd.). An fünfter Stelle von vierzehn steht der „Kirchliche und religiöse Bereich“ mit 6,8 Prozent (ebd.). Diesem sind die Freiwilligen des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands   e. V. (folgend Gnadauer Verband oder GV) zuzuordnen, welcher das Forschungsfeld dieser Arbeit darstellt.

Der Anteil freiwillig engagierter Menschen ist zwischen 1999 und 2019 gestiegen (ebd., S. 9). Jedoch zeichnet sich im Zeitvergleich seit 1999 ein „fortlaufender Trend zu einer weniger zeitintensiven Ausübung der freiwilligen Tätigkeit“ ab (ebd., S. 31). Dies lässt sich auf eine verstärkte zeitliche Investition in andere Lebensbereiche zurückführen, wie z. B. die Erwerbstätigkeit oder Familie (ebd.).

93,9 Prozent der Engagierten motiviert, dabei Spaß zu haben (Simonson et al., 2022, S. 125). An zweiter Stelle mit 88,5 Prozent steht das Motiv, anderen Menschen helfen zu wollen. Während die älteren Freiwilligen ab 65 Jahren mit anderen Menschen zusammenkommen wollen, möchten die 14- bis 29-Jährigen häufig Qualifikation erwerben (ebd.). Darüber hinaus können sich 58,7 Prozent „der aktuell Nicht-Engagierten […] vorstellen, in Zukunft eine freiwillige Tätigkeit aufzunehmen“ (ebd., S. 126). Bei den 14- bis 29-jährigen Nicht-Engagierten ist die Bereitschaft besonders hoch: 82,4 Prozent dieser Gruppe kann sich grundsätzlich vorstellen, eine freiwillige Tätigkeit aufzunehmen (ebd.). Fehlende Zeit ist der meist genannte Hinderungsgrund für die bisher Nie-Engagierten, sich freiwillig zu engagieren (ebd.). 71,3 Prozent dieser Gruppe gibt zeitliche Gründe als Hinderung an (ebd.). Die beiden meist genannten Beendigungsgründe für freiwilliges Engagement sind mit 43,3 Prozent berufliche Gründe und mit 42,9 Prozent die zeitliche Begrenzung der Tätigkeit (ebd., S. 125). 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass „Freiwilliges Engagement […] einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft Deutschlands“ genießt (Simonson et al., 2021, S. 13).

Bedeutungsvoll auf organisationaler Ebene

Freiwilliges Engagement (folgend FE) stellt einen wichtigen und zentralen Dienst am Menschen dar. Ehrenamt begegnet uns überall. Freiwillige „bringen Kindern das Schwimmen bei und bereiten religiöse Veranstaltungen vor, sie organisieren Konzerte und löschen Feuer, sie verteilen Essen an Bedürftige und schlichten Streit zwischen Menschen in der Nachbarschaft, sie schützen die Umwelt oder engagieren sich für Geflüchtete“ (Simonson et al., 2021, S. 6). Sie setzen sich für das gesellschaftliche Miteinander ein, indem sie sich in Gemeinde- oder Stadträten oder durch Bürgerinitiativen für das Gemeinwohl engagieren (ebd.).

Meine Beobachtung ist Folgende: Ehrenamt ist vor allem für Non-Profit-Organisationen unverzichtbar, da die Arbeit auch von Freiwilligen getragen wird. Vereinsvorstände und Mitarbeiter der Organisationen tragen für ihre Ehrenamtliche Personalverantwortung. Das Verlieren Freiwilliger durch die Beendigung ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit ist in der Regel ein schwerer Verlust für die Organisation. Verstärkend wirkt, dass Rekrutierung und Einarbeitung neuer Freiwilliger für das Personal mit Aufwand und ggf. Kosten verbunden sind. Deshalb streben Vereinsvorstände, Mitarbeiter und Personalverantwortliche an, ihre Freiwilligen in dem Ehrenamt zu halten. Diese Bemühung nehme ich auch bei den Führungskräften und Mitarbeitern des GV wahr.

 

 Quellen

¹ Baier, Sommer-Loeffen und Stegemann (2016). Wenn Helfen nicht mehr gut tut. Ein Wegweiser durch die Welt des Helfens. Diakonisches Werk in Hessen und Nassau und Kurhessen-Waldeck e.V. Frankfurt am Main: Diakonie Hessen

² Simonson, J., Kelle, N., Kausmann, C. und Tesch-Römer, C. (2022). Empirische Studien zum bürgerschaftlichen Engagement. Wiesbaden: Springer Gabler.

³ Simonson, J., Kelle, N., Kausmann, C., Karnick, N., Arriagada, C., Hagen, C., Hameister, N., Huxhold, O. & Tesch-Römer, C. (2021). Freiwilliges Enga- gement in Deutschland. Zentrale Ergebnisse des Fünften Deutschen Frei- willigensurveys (FWS 2019). Berlin: Bundesministerium für Familie,    Senioren, Frauen und Jugend

⁴ Alscher, M., Priller, E., & Burkhardt, L. (2021). Zivilgesellschaftliches Engagement. In: Statistisches Bundesamt (Destatis), Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) & Bundesinstitut  für  Bevölkerungsforschung  (BiB)  (Hrsg.)  Datenreport  2021.  Ein  Sozialbericht  für  die Bundesrepublik Deutschland (S. 399–407). Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

⁵ Roth, R. (2020). Demokratie und Bürgerbeteiligung in Zeiten von COVID-19. (Opuscula, 141). Berlin: Maecenata Institut für Philanthropie und Zivil- gesellschaft.